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Aalbesatz in Rhein und Neckar
Regierungspräsidium Karlsruhe besetzt mit Angelvereinen und Pachtgemeinschaften 135.000 Aale
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Am heutigen Mittwoch, 8. Oktober 2025, wurde der Aalbestand im Rhein und im Unteren Neckar durch Mitarbeitende des Landesbetriebs Vermögen und Bau, Amt Pforzheim und der Fischereibehörde im Regierungspräsidium Karlsruhe mit tatkräftiger Unterstützung von Anglern aus über 20 Vereinen erneut aufgefrischt. Vom Ufer aus wurden 135.000 junge Aale in die Seitengewässer des Rheins zwischen Iffezheim und Mannheim und in den Neckar zwischen Mannheim und Neckargemünd verteilt.
Umfangreiche Besatzmaßnahmen des Regierungspräsidiums Karlsruhe und des Landesbetriebs Vermögen und Bau in Pforzheim mit vorgestreckten Jungaalen aus Wildfang haben in den letzten Jahren den Aalbestand im Rhein wieder deutlich angehoben. Aufgrund von speziellen Aal-Untersuchungen der Fischereibehörde des Regierungspräsidiums Karlsruhe ist bekannt, dass die jährlichen Besatzmaßnahmen mit jungen Aalen sehr gut wirken.
Nach wir vor ist die Situation des europäischen Aals ungünstig: Der Aal befindet sich als wandernde Fischart zwischen Süß- und Salzwasser außerhalb sicherer biologischer Grenzen. Diese Fischart könnte eines Tages tatsächlich aussterben. Und dies, obwohl sich der Bestand in den Landesfischereirechten Rhein und Unterer Neckar durch Besatzmaßnahmen des Regierungspräsidiums Karlsruhe wieder deutlich erholt hat.
Im Prinzip ist der Aalbestand im badischen Rhein und im Unteren Neckar auf einem Niveau wie noch zu guten Aalzeiten vor 1990, bewertet Frank Hartmann als Fischereireferent im Regierungspräsidium die aktuelle Situation. Für den Rückgang des Aals in Europa führt er verschiedene Gründe auf: Schadstoffe und Krankheiten setzen den Tieren im Süßwasser zu. Der komplexe Lebenszyklus des Aals und seine weiten Reisen machen den Fisch sehr angreifbar.
Der Aal muss vom Oberrhein aus bis in die rund 6.000 Kilometer entfernte Sargassosee im Westatlantik schwimmen, um dort auf 1.000 Meter Wassertiefe zu laichen. Das zehrt an den Tieren und nicht alle schaffen die weite Reise. Wanderhindernisse in Flüssen, Wasserkraftanlagen ohne Fischschutzeinrichtungen sowie fischfressende Vögel und Raubfische machen es den Aalen auf ihrer Abwanderung zusätzlich schwer. Im Meer stellen Haie den Aalen nach. Wie viele Aale dann tatsächlich zum Laichen kommen ist unbekannt. Aus den befruchteten Eiern schlüpfen Larven, die etwa drei Jahre lang mit dem Golfstrom nach Europa zurückdriften. Hierbei sind sie abermals ihren Fressfeinden ausgesetzt. Die in den Rhein und seine Seitengewässer eingestiegenen Glasaale reifen dann zum Stadium des abwanderwilligen Blankaals heran, was wiederum 7 bis 15 Jahre dauert. Der Aal kann nicht künstlich vermehrt werden, wie Lachs, Forelle oder Karpfen. Das bedeutet, jeder europäischer Aal ist ein Wildtier und im wörtlichen Sinn ein Überlebender lebenslanger Strapazen.
Nach Angaben des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) ist der Aalbestand vor allem die letzten 30 Jahre stark zurückgegangen. Deshalb ist er die einzige Fischart in Europa, für die es eine eigene EU-Verordnung gibt. Um den Bestand wieder aufzufüllen, werden im Rahmen der Verordnung unter anderem Besatzmaßnahmen gefordert. Gleichzeitig wurden die Fangmöglichkeiten des Aals für Angel- und Berufsfischer immer weiter eingeschränkt, was in Baden-Württemberg von der Fischereiaufsicht der Fischereibehörden überwacht wird.
Die Berufsfischer verzichten im Regierungsbezirk Karlsruhe vollständig auf den Fang von Aalen zum Verzehr. Sie engagieren sich dennoch für den Erhalt des Aals, zum Beispiel durch Beteiligung am Besatz und durch ein Programm der EnBW zur Evakuierung von Aalen aus dem Neckar. Durch die Umsetzaktion werden die abwandernden Blankaale vor den Turbinen von Wasserkraftanlagen geschützt. Die Überlebenschancen der Aale beim Durchgang durch die Turbinen sind sehr eingeschränkt.
Zudem ist der internationale Handel mit Europäischen Aalen ist durch die Listung im Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) stark reguliert. Seit 2010 ist der Handel über die europäische Grenze hinweg verboten. Die Fischereibehörde unterstützt den Vollzug zur Bekämpfung des Aal-Schmuggels. Europol bezeichnet den Aalschmuggel als eines der größten Wildtierverbrechen weltweit. Trotz strenger Kontrollen werden nach Angaben der Behörden jährlich schätzungsweise 300 Millionen Aale illegal aus Europa exportiert, überwiegend nach Asien. Hinter dem Schmuggel stünden nach Europol organisierte Banden, die die Jungfische im Gepäck transportierten. Im Jahr 2019 konnte die Fischereibehörde in Karlsruhe in einer gemeinsamen Rettungsaktion 170.000 Glasaale in den Rhein evakuieren, die am Stuttgarter Flughafen vom Zoll beschlagnahmt wurden. Die Aale waren in zwei Koffern versteckt.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe wird den Aal auch künftig mit Besatzmaßnahmen in Rhein und Neckar unterstützen und die Entwicklung des Aalbestandes streng überwachen. Es ist wichtig, dass wir um jedes Exemplar dieser besonderen Art kämpfen, so Hartmann. Die Bedeutung des Aals im Nahrungsnetz unserer Gewässer und für Ökosystemdienstleistungen ist immens. Und letztlich hat jede heimische Art ihren Wert an sich, den es zu schätzen und schützen gilt. Der Aal ist immer noch eine geheimnisvolle Tierart, dessen Lebenszyklus nicht vollständig verstanden ist.
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